#Satzfischen

Wenn einem die gähnende Leere entgegenschreit…. dann passiert erst mal nix. Will heißen: ich habe lange keine Lust, keine Zeit bzw. Muße gehabt, etwas zu schreiben. Aus Gründen hatte ich diese Woche meine E-Mails aussortiert und in einem Newsletter zu meinem aktuellen Lieblingsthema „Schreibanlässe“ bzw. „writing prompts“ einen guten Tipp gefunden. Den habe ich dann auch sogleich in der FB-Gruppe rund um unser „Bullet Journal“ geteilt und dann konnte ich nicht mehr stoppen….

Der Reihe nach. Der Tipp „Satzfischen“ ist eine Technik, die zum freien Schreiben inspirieren soll. Ich habe ihn aus einer meiner vielen Creator/Journaling/Coaching-Anbieter:innen. Und was soll ich sagen: ich finde die Idee klasse.

Ihr nehmt ein Buch aus eurem Regal, schlagt eine beliebige Seite auf und pickt mit dem Finger einen Satz raus. Das ist eure Initialzündung für das heutige Schreiben oder auch Reflektieren. Je nachdem wonach euch der Sinn steht.

Mir ging es ja zu einer Rückkehr zum Journaling bzw. zum Schreiben allgemein. Und mein Beitrag blieb nicht lange ohne Rückmeldung.

Wir kamen in eine Diskussion, ob frau aus jedem Buch einen Satz nehmen kann. Und wer kennt mich da gut? Natürlich hatte ich große Lust das auszuprobieren. Und so kam ein Satz, der mich herausforderte.

„Ebenso dehnt sich die Aponeurose dieses Muskels nicht bis in die Gegend des Leistenkanals aus.“

Was sollte ich daraus machen? Nun  ja… das hier. 🙂


„Ebenso dehnt sich die Aponeurose dieses Muskels nicht bis in die Gegend des Leistenkanals aus.“

Egal wie oft ich diesen Satz auch las, ich konnte ihn mir nicht merken. Dabei wollte ich doch eigentlich nur

  1. für meine Prüfung lernen
  2. meine Bekanntschaft aus dem Café gegenüber dem Studi-Wohnheim beindrucken
  3. mir einen reichen Tierarzt angeln.

Und dabei gab es eben Hürden zu überwinden. Doch egal wie lange oder wie angestrengt ich den Text anstarrte, es passierte nichts. Ich konnte mich einfach nicht konzentrieren. Doch woran lag das?

Ich war früh aufgestanden, hatte meine Morgen-Routine sorgsam und bedächtig durchgeführt. Erst ins Bad gehuscht, dann Zähne geputzt. Geduscht hatte ich gestern Abend nach dem Sport. Nach einer Wäsche und etwas Gesichtscreme + Wimperntusche habe ich mich dann angezogen und in meine Yoga-Ecke verzogen. Ich wollte vor dem grausamen Alltag noch etwas meditieren oder ein bis zwei Übungen machen, um meine kaputten Muskeln von gestern Abend zu lockern.

„Ich werde nie wieder:

  1. zum Studententurnen gehen. Das war was für alte Leute!“,
  2. diesen komischen Tierladen am Ende der Stadt besucht, nur in der Hoffnung meinen Schwarm wiederzusehen.“,
  3. dieses überteuerte Spa besuchen und ahnungslos diesen Cross-Fit-Kurs mitmachen, nur weil die Männer dort so lecker aussahen.“,

murmelte ich vor mich hin. Nein… vielmehr wollte ich mich heute auf mich konzentrieren. Denn so einfach würde der Tag nicht werden. Ich gab den Morgengruß auf und lud meine App auf dem Telefon. In dem Moment flog eine Nachricht rein. „Hiiiiilfe…“ war da zu lesen. Das konnte nur meine Schwester sein. Sie hatte sicher mal wieder etwas angestellt. Eigentlich wollte ich erst noch meditieren, aber Sue war meine kleine Schwester und an manchen Tagen musste ich – älter und weiser – ihr immer aus der Patsche helfen. Na ja… ich schaute nach und schmunzelte. Sie hatte mal wieder ihren Schlüssel zu Hause vergessen und wollte – bevor meine Eltern aufstanden (als Rentner nahmen sie sich jetzt Zeit und genossen das Leben; will heißen: standen selten vor 9:00 Uhr auf).

Es klingelte: „Oh Lizzie….. Du muuuuust mir helfen.“, jaulte Sue am anderen Ende. „Wie komme ich jetzt rein?“ schluchzte sie ins Telefon. „Sue; geh‘ ums Haus, heb‘ den roten Zwerg hoch und nimm‘ den Ersatzschlüssel da raus. Dann gehst Du ins Haus, holst Deinen Schlüssel und legst den Zweitschlüssel zurück, damit Mama das nicht merkt.“ Zufrieden über die schnelle Lösung und damit dem hoffentlichen Ende der Tirade meiner Schwester grinste ich mein Spiegelbild an. Ich sah wirklich gelassen aus. Hoffentlich hielt der Zustand länger an.

Denn diese Woche stand mir noch einiges bevor:

  1. ich musste eine der wichtigsten Prüfungen während meines Veterinärstudiums zum zweiten Mal durchstehen.
  2. die heißeste Studentfete des ganzen Semesters ohne Alkohol durchstehen
  3. meiner Mama irgendwie klarmachen, dass ich ihr die 200,00 Euro nicht sofort zurückzahlen konnte, da ich mich für diesen Spa angemeldet hatte.

Wer konnte auch wissen, dass sich das alles so entwickeln würde. Nachdem ich Sue ihrer selbst überlassen hatte, gönnte ich mir nur eine Kurz-Meditation und ging dann in die Küche. Dort hatte ich mir schon gestern Abend das neue Over-Night-Oats-Rezept von TikTok vorbereitet und wollte heute ein paar Fotos oder gar ein Video am Schreibtisch machen.


… to be continued

Über Nelle

Ich liebe Bücher. Schon bevor ich in die Schule gekommen bin, hat mich die Welt der Bücher gefangen genommen. Und seitdem hat sich nichts verändert. Jedes Buch, dass mir in die Hände fällt, wird gelesen. Na gut... nicht wirklich jedes. Aber fast jedes.
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